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Exkursion ins Barockschloss Mannheim mit der 7. Klasse

Exkursion ins Barockschloss Mannheim mit der 7. Klasse

Die Schülerinnen und Schüler der 7.Klassen erarbeiten in diesem Jahr ein barockes Kunstobjekt im Unterricht, mit dem sie sich am Stadtjubiläum in Schwetzingen beteiligen werden. Um Anregungen für diese Vorhaben zu schaffen, planten wir einen Besuch im Mannheimer Barockschloss.
24 Schülerinnen und Schüler starteten am 6. April 2016 in Begleitung der Kunstlehrerin Bettina Bätz und dem Klassenlehrer Dr. Daniel Jungblut bei bestem Frühlingswetter Richtung Bahnhof Schwetzingen.
In Mannheim ging es zu Fuß zum Schloss. Die zahlreich geparkten Fahrräder vor den Gebäuden zeugten von regem Unibetrieb, denn der größte Teil der Schlossräume wird von der Universität Mannheim genutzt. Im Ehrenhof am Karl-Friedrich-Denkmal warteten wir auf den Beginn der Führung.

Die erste Station des Rundganges befand sich im riesigen Haupttreppenhaus, das im unteren Bereich breit genug war, um den Kutschen den direkten Weg in das Schloss zu ermöglichten. So konnten Staatsgäste trockenen Fußes ihren Besuch antreten. Je nach Rang der Persönlichkeiten gab es die Möglichkeit, bereits auf der Treppe zu begrüßen oder auf verschiedenen Ebenen entgegenzugehen.
Leider waren nur wenige Räume zu besichtigen, da im zweiten Weltkrieg das Schloss stark zerstört wurde.
Im ersten Zimmer, einer Art Wartezimmer, wo mancher vergeblich auf eine Audienz harrte, wurde in der Zeit des Absolutismus vor allem über den neusten Klatsch und Tratsch am Hofe und über die neueste Mode geplauscht.

Um sich wie Bedienstete aus der höfischen Zeit zu fühlen, sollten zwei Schüler mit Ergebenheit und Zurückhaltung die Tür zu diesem Vorzimmer öffnen und wieder schließen. So entstand ein erster Eindruck von der Contenance, die die Menschen früher zu wahren hatten.
Das folgende Audienzzimmer, bzw. der Thronsaal war ebenso mit prächtigen Tapisserien und Gobelins an den Wänden behängt. In diesem Saal brachte unsere Schlossführerin Frau Kastner den Schülerinnen und Schülern eine höfische Haltung mit Begrüßungsgeste bei. Die Jungen sollten mit aufrechtem Körper zuerst ihr linkes Bein in einem Halbkreis zurückführen und sich dann mit einem leichten Schwung der rechten Hand verbeugen. Die den Jungs gegenüberstehenden Mädchen führten einen Bogen mit dem rechten Fuß nach hinten aus und mussten nun auf dem linken Bein stehend einen möglichst tiefen Knicks üben. Der Unterschied zwischen unserer heutigen lässigen Zeit und den strengen Normen im Barock wurden den Schülerinnen und Schülern, wenn auch unter Lachen, sehr deutlich.

Frau Kastner zeigte uns mittels Bildern, wie die „Alltagsgeschäfte" am Hofe verrichtet wurden. Sie erscheinen uns heute sehr kurios: Reich verzierte Toilettenstühle, auf denen die Adeligen auch während der Frisierstunde sitzen blieben oder kleine oval geformte Schüsselchen, die Damen in Beuteln mit sich trugen, damit sie unterwegs ihr Geschäft verrichten konnten.
Die oft turmhohen Frisuren der Hofgesellschaft waren mit Gestellen und Pferdehaar unterlegt und wurden dick mit Pomade aus Tierfetten eingeschmiert. Auf dieser Schicht blieb das danach wie Puder verstäubte weiße Mehl gut haften. Diese bald muffelig riechenden Mischungen mussten wiederum durch massenweise Parfum überdeckt werden. Kleine blutgetränkte Flohfallen in der Frisur oder in der Kleidung versteckt, sollten vor Ungezieferbefall schützen.
Diese erstaunlichen Sitten warfen bei unseren Schülerinnen und Schüler viele Fragen auf, die geduldig und fundiert beantwortet wurden.

Nach den ersten theoretischen Einblicken in den Alltag der Hofgesellschaft, sollten die Schülerinnen und Schüler selbst in historische Kostüme schlüpfen. Unsere Mädchen zogen ein Rockuntergestell aus Metall und Bändern an, die dem Kleid nachher die seitlich ausladende Form gab. Darüber dann das Kleid mit vielen Spitzen und Rüschen, das dann in der Taille eng geschnürt wurde.
Die Jungen mühten sich mit einem Spitzenkragen ab, zogen ein Wams an und darüber eine vorne offene Jacke, aus deren Ärmeln die Hemdspitzen quollen.
Bis alle ein passendes Kostüm hatten und sich verschnürt hatten, war Geduld gefragt.

Kunst

Nun stolzierten alle zurück zur Haupttreppe. Die Herren links aufgestellt, die Damen rechts mit leicht aufgelegter Hand auf denen der Herren, schritten die kostümierten „Herrschaften" elegant die Treppe hinauf zum Rittersaal. Leider war dieser Festsaal mit einer Bestuhlung versehen und stand zum Tanzen nicht zur Verfügung. Die Erleichterung war bei den Schülern zu spüren.

Im prachtvollen Rittersaal hingen riesigen Kronleuchter, die damals mit Kerzen bestückt waren und so manche hohe Frisur zum brennen brachte. Frau Kastner beschrieb uns die glanzvollen Empfänge und höfischen Feste in diesem Raum. Die Wände des Rittersaals schmückten Bildnisse von Kurfürst Carl Philipps Vorfahren. In den Nischen waren Marmorstatuen von Kurfürst Carl Theodor und seiner Frau Elisabeth Augusta aufgestellt.
Nun mussten unserer vermeintlichen Damen und Herren doch noch tanzen. Unter dem Rittersaal befand sich ein riesiger Raum, in dem genug Platz dafür zur Verfügung stand. In einer Reihe aufgestellt, brachte Frau Kastner uns mehrere Figuren des höfischen Tanzes bei. Zur Barockmusik wurden Drehungen, Schritte, Gesten und immer wieder die Contenance geübt. Zur Krönung tanzten Frau Bätz und Herr Jungblut jeweils mit den Klassensprechern einen Walzer.

Nachdem wir endlich die unbequemen Kostüme ausziehen durften, warfen wir noch einen kurzen Blick in das nur durch zwei schmale Fenster einsehbare Bibliothek- und Gartenkabinett. Dieses reich verzierte Zimmer ist als einziger Raum original erhalten geblieben und stammt aus der Endzeit des Barocks, dem Rokoko.
Nun blieb uns nur noch, unserer Schlossführerin Frau Kastner ein großes Dankeschön auszusprechen. Danach ging es wieder zurück zum Mannheimer Hauptbahnhof. Bis zur Abfahrt der Regionalbahn nach Schwetzingen blieb noch Zeit und so durften die Schülerinnen und Schüler sich selbständig im Bahnhof aufhalten.
Es war für alle Beteiligten ein sehr unterhaltender und für die Schülerinnen und Schüler ein sehr erlebnisreicher Tag, der emotional in das Kunst-Projekt einfließen wird.