Am Donnerstag, den 27. September 2018, besuchten die siebten Klassen ein Theaterstück, welches sich um vermeintlich einfache und gleichzeitig doch so komplizierte Fragen zur eigenen Identität sowie der Akzeptanz und Toleranz der Identität anderer drehte. Mit „Verschwommen" durften wir in eine Forschungsreise der Frau-Mann-Bilder eintauchen, welche die Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters Heidelberg rund um Regisseurin Natascha Kalmbach auf vielfältige und hoch emotionale Weise auf die Bühne transportierten.
Ausgehend von Fragen, wie sehr der eigene Körper bestimme, wer oder was man ist, was man sein möchte, und was man überhaupt werden kann, wurde mit Stereotypen und Klischees kein bloßes Spiel inszeniert. Stattdessen durften wir erfahren, dass solche „Normen", wie sie häufig im gesellschaftlichen Denken vorherrschen, eigentlich nicht auf das Sein von uns Menschen übertragbar sind. So war schnell klar, dass Grenzen zwischen Mädchen und Jungen tatsächlich verschwimmen können, und dass die Frage, was denn überhaupt ein Mädchen und was ein Junge sei, plötzlich keine eindeutige Antwort mehr erwarten lässt. Verschiedene Episoden der Charaktere verdeutlichten, dass diese Frage nach einer geschlechtlichen Zugehörigkeit auch jedem selbst überlassen sein sollte. So blieb den Schülerinnen und Schülern vor allem Simons Geschichte im Gedächtnis, der als Mädchen geboren wurde, aber bereits im Grundschulalter spürte, dass er eigentlich ein Junge sein möchte, und sich nicht mehr über sein Geschenk zum 16. Geburtstag – nun auch körperlich den Prozess hin zu einem jungen Mann zu vollziehen – hätte freuen können. Und es war auch vollkommen in Ordnung, dass Simon trotzdem lieber einen Jungen küsste.
Ein altes Hallenbad im Emmertsgrund bot die perfekte Bühne für einen besonderen Theaterbesuch. Als Publikum saßen wir zunächst auf kleinen, festgeschraubten Hockern mitten im Schwimmbecken, sodass wir dem Geschehen am Beckenrand folgten und selbst entscheiden konnten, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richteten. Besonders aufregend empfanden die Siebtklässler die direkte Einbindung in das Stück, indem die Schauspielerinnen und Schauspieler durch das Schwimmbecken liefen und sie mit Fragen konfrontierten. Auch der Raumwechsel, der uns zu einer Tribüne mit Blick auf geschlechterspezifische Umkleidekabinen führte, sorgte für ein außergewöhnliches Theatererlebnis.
An vielen Stellen warf die Inszenierung sicherlich mehr Fragen auf als beantwortet wurden. Im Nachgespräch mit zwei Theaterpädagoginnen durften die Schülerinnen und Schüler deshalb alle Unklarheiten direkt ansprechen und konnten so ein vertieftes Verständnis erwerben.
Der Theaterbesuch wurde überaus positiv aufgenommen und bestärkte die beiden Klassen im Sinne der Leitperspektive „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt" darin, offene und tolerante Menschen zu sein.